Schuldenkrise in Griechenland

Sep 19th, 2011 | By | Category: International

Es geht ein Gespenst herum in Europa – die Angst vor einem griechischen Staatsbankrott. Bereits beim Eintritt Griechenlands in die Europäische Union (EU) und der Währungsgemeinschaft verschleierte das bei Touristen beliebt Land seine hohe Staatsverschuldung. In den darauffolgenden Jahren wies Griechenland immer wieder hohe Haushaltsdefizite aus, die es mit neuen Schulden versuchte zu tilgen. Um Staatsanleihen an Investoren zu verkaufen, lockte Griechenland mit hohem Zinsaufschlag für fünfjährige Anleihen. Zeitweise waren diese Aufschläge höher als bei Ländern wie Uruguay.

Ursachen: Griechenland ist nicht – wie oft angenommen wird – im Zuge der großen Finanzkrise 2007 ins Straucheln gekommen, sondern war schon in den Neunziger Jahren hochverschuldet. Bereits damals versuchte das Land sich durch hohe Zinsaufschläge auf ihre Anleihen von bis zu 18 Prozent zu refinanzieren und konnte so die Schulden relativ konstant halten. Bei einer aktuellen Staatsverschuldung von mehr als 150 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts reicht dies jedoch nicht aus, zumal Griechenland nun nicht mehr das Instrument der Währungsabwertung zur Verfügung steht. Die Ursachen sind deshalb unter anderem in dem kaum ausgeprägten privaten Wirtschaftssektor zu sehen, der nur wenige Jobs schafft. Die meisten Beschäftigten sind direkt beim griechischen Staat angestellt und haben hohe Ansprüche an Gehalt und Renten erworben. Zeitweilig wurden Angestellten bis zu 14 Monatsgehälter gezahlt. Die Sozialversicherung droht auch deshalb zu erodieren. Ein großes Problem ist auch die Steuereintreibung: bisher verfolgte der griechische Staat Steuersünder und Schwarzarbeiter eher selten. Schwarzarbeit galt als Kavaliersdelikt. Ein weiteres alarmierendes Indiz ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Diese belief sich auf ca. 33 Prozent im Jahr 2010. Zum Vergleich: im selben Zeitraum wies Deutschland eine Jugendarbeitslosenquote von ca. 10 Prozent aus. Dies erklärt auch, warum die häufigen Demonstrationen gegen Sparpläne der Regierung von jungen Menschen angeführt werden.

Lösungsansätze: Griechenland ist seit diesem Jahr von der Insolvenz bedroht. Um diese zu verhindern, haben sich die EU, der Internationale Währungsfond (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) auf ein Rettungspaket verständigt, das sogenannte Notfall-Kredite über 110 Milliarden Euro für Griechenland bis zum Jahr 2012 vorsieht. Gebunden sind diese Zahlungen allerdings an ein rigides Sparpaket für Griechenland. Dieses sieht unter anderem den Verkauf von Staatseigentum vor, Gehalts- und Rentenkürzungen, Steuererhöhungen und die Verkleinerung des Beamtenapparates. Der Sparplan wurde trotz immenser Demonstrationen vom griechischen Parlament gebilligt. Experten schätzen jedoch, dass die vereinbarte Summe von 110 Milliarden Euro bei weitem nicht ausreichen wird und sehen die Erhöhung des europäischen Rettungsschirmes voraus, unter den aller Voraussicht nach außer Griechenland auch Irland, Italien und Portugal kriechen müssen. Es werden bereits Stimmen laut, die den Austritt der Griechen aus der Währungsunion fordern.

Fazit: Trotz der europäischen Milliardenhilfen ist der Ausgang für Griechenland noch unklar. Da bereits absehbar ist, dass der vereinbarte Hilfsbetrag nicht ausreichen wird, wird es ein neues Rettungskonzept geben mit einem höheren Beitrag für die jeweiligen Geberländer. Wie dieses Konzept aussehen wird, lässt sich nicht abschließend beurteilen. Griechenland muss die schwierige Gratwanderung zwischen Einsparungen und gleichzeitiger Belebung der Konjunktur schaffen, wenn es sich aus der Insolvenzfalle retten will. Dies wird sicher noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Allerdings bedeutet dies für risikofreudige Anleger, dass Griechenland auch weiterhin Staatsanleihen mit saftigen Zinsaufschlägen ausgeben wird. Europa wird eine Staatsinsolvenz nicht zulassen.

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