Grüne Onlineshops – Nachhaltigkeit im Web 2.0

Sep 23rd, 2015 | By | Category: Wirtschaft

Der Online-Handel boomt nun schon seit einigen Jahren, die Hauptgründe dafür dürften in der Unabhängigkeit von Öffnungszeiten und der enormen Zeitersparnis liegen. Wie erfolgreich die Händler mittlerweile sind, lässt sich an den derzeitigen Wachstumszahlen ablesen, wobei unterschiedliche Faktoren als Erfolgsgaranten gelten – darunter zum Beispiel die Usability, transparente Preise, keine oder nur geringe Versandkosten, einfache Zahlungsmodalitäten oder eine schnelle Lieferung. Viele Gründe also, die das Onlinegeschäft so attraktiv machen und es vom stationären Handel abheben. Trotzdem ist auch hier ein gesundes Bewusstsein der Konsumenten vonnöten, denn wenngleich es online meist günstiger und komfortabler zugehen mag, so zeigen sich gerade bezüglich der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes immer wieder Verbesserungspotenziale.

Paketversand auf dem Prüfstand
Bei vielen Onlineshops ein großes Problem: der Versand. Ein bekannter Onlineversand warb bis vor noch gar nicht so langer Zeit noch mit folgendem Slogan: „Schrei vor Glück – oder schick’s zurück“. In der Praxis bedeutete das, dass Konsumenten einfach alles bestellen sollen und das behalten können, was ihnen gefällt – der Rest wird einfach wieder zurückgeschickt. Mittlerweile ist diese Prozedur gerade bei Kleidungsbestellungen schon fast Standard.
"Es gibt eine erschreckend hohe Quote an Retouren, die ist jenseits von Gut und Böse. Mindestens jedes zweite Paket geht bei Bekleidungskäufen im Internet zurück. Für Umweltauswirkungen ist das eine Katastrophe." Moritz Mottschall, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Öko-Institut
Laut des Öko-Instituts soll der Versand der vielen Päckchen genauso viele Treibhausgase verursachen, wie die Fahrt über 3 km mit einem Auto. Dabei kommt eine Menge zusammen, bedenkt man, dass allein im vergangenen Jahr viele Millionen Menschen online eingekauft haben. Zudem zahlt das jeweilige Unternehmen bei einer Retoursendung stets drauf, allein deshalb versuchen Onlineshops die Anzahl der Rücksendungen nach Möglichkeit klein zu halten. Unter anderem dadurch, indem sie sehr genaue Beschreibungstexte formulieren oder gar virtuelle Umkleidekabinen bereithalten. Sinnvoll erscheint der Onlinehandel hingegen, wenn es um regionale Produkte geht. Dafür sprechen die kurzen Transportwege im Gegensatz zum Produkt aus dem Supermarkt, das nicht selten aus Übersee stammt. Fakt ist, dass der Versand von Paketen grundsätzlich Energie verbraucht und Konsumenten dementsprechend darauf achten sollten, dass sie wirklich nur dann bestellen, wenn sie etwas benötigen, dass sie nicht vor Ort bekommen können.
Tipps für eine umweltbewusste Nutzung der Versandoptionen

  • Keine Expresslieferungen – der Express-Versand kann nicht immer darauf warten, dass ein Lieferfahrzeug komplett gefüllt wird. Aus diesem Grund ist es umweltfreundlicher, auf den Standardversand zu setzen, da die Lieferfahrzeuge hier besser ausgelastet sind.
  • Retouren vermeiden – ein Schuhpaar vorsichtshalber in drei verschiedenen Grössen zu bestellen und die nicht passenden Modelle einfach zurückzuschicken, mag zwar praktisch sein, ist aber keinesfalls umweltbewusst. Im Gegenteil, die Hin- und Herfahrerei verursacht viele unnötige Treibhausgase.

 

  • Keine Vorab-Anproben – immer häufiger gehen Konsumenten dazu über, die Ware im stationären Handel anzuprobieren, sie dann jedoch online zu kaufen, um so noch ein wenig zu sparen. Das ist nicht nur unfair gegenüber den Ladenbesitzern, sondern verursacht auch doppelt so viele Emissionen.

Nachhaltige Konzepte im Onlinehandel
Andererseits achten mittlerweile aber auch sehr viele Onlineshops darauf, bewusst aktiv zu werden und den Umweltschutz durch verschiedene Massnahmen zu fördern. Dafür greifen sie auf ein nachhaltiges Geschäftskonzept zurück, bei dem beispielsweise auf ökologische Waren gesetzt wird, die Produkte fair gehandelt werden oder verschiedenste Produktionsprozesse besonders ressourcenschonend sind. Insbesondere folgende Faktoren sind diesbezüglich wichtig und stellen auch für den Konsumenten ein Auswahlkriterium dar:

  • Nachhaltiges Geschäftskonzept

Generell kann das gesamte Geschäftskonzept nachhaltig und bewusst ausgerichtet werden, sodass es im Prinzip auch das Image des jeweiligen Shops darstellt. Einerseits kann es sich so von der Masse am Markt abheben und eine Nische bedienen, andererseits wird der Umwelt auf vielfältige Art und Weise geholfen. Sei es der Bezug von Ökostrom, das grundsätzliche Sparen von Energie, die Müllvermeidung, Gebäudedämmung oder die Unterstützung sozialer und nachhaltiger Projekte, hier dreht sich alles um ein möglichst nachhaltiges Wirtschaften. 

  • Verpackungen

Verpackungen sind heutzutage allgegenwärtig, in einigen Ländern ist mittlerweile sogar ein regelrechter Wahn ausgebrochen, bei dem die Menge der Verpackung oftmals in keinem Verhältnis mehr zum Inhalt steht. Umweltbewusste Shops verzichten auf unnötige Verpackungsmaterialien oder beschränken diese zumindest auf ein Minimum. Ebenfalls wichtig ist ausserdem der Aspekt des Recyclings, es sollten also vornehmlich Verpackungen aus natürlichen Stoffen genutzt werden, Plastik gilt es hingegen zu vermeiden. Viele Experten sprechen sich mittlerweile dafür aus, dass Recycling allein hier nicht mehr ausreicht, denn im Idealfall sollten Verpackungen besser noch direkt biologisch abbaubar sein. Und das ist heutzutage durchaus möglich, indem die Verpackungen aus natürlichen Gewächsen, Pflanzen und Bäumen hergestellt werden. Einige weiterführende Informationen zu diesem Thema sind unter nachhaltigkeit.info nachzulesen.

https://www.youtube.com/watch?v=GbAubkTzxCM

  • Versand

Millionen Pakete werden jährlich verschickt, viele davon durch die ganze Welt. Dass hier ein nicht zu unterschätzender Co2-Wert aufkommt, dürfte nicht weiter verwundern. Viele Dienstleister bemühen sich jedoch um einen sogenannten klimaneutralen Versand, bei dem der entstandene CO2-Ausstoss gleichzeitig durch bestimmte Massnahmen wieder ausgeglichen wird. Oft handelt es sich dabei um zertifizierte Klimaprojekte im Rahmen des Emissionshandels – ein Beispiel hierfür wäre etwa der Online-Dienstleister Onlineprinters.ch, der gemeinsam mit dem Versandriesen DPD nationale Biogasanlagen in Kambodscha unterstützt oder bei der Lieferung auf Elektro- und Elektrogasfahrzeuge setzt.

  • Sortiment

Rechenzentrum müssen heutzutage immer mehr leisten können, ihre Ausmasse sind daher teilweise enorm.
Auch das Sortiment kann auf Nachhaltigkeit oder umweltbewussten Konsum ausgerichtet werden. Dafür werden zum Beispiel nachhaltige Produkte ins Sortiment aufgenommen, die den ökologischen Fussabdruck gering halten oder über ein FairTrade-Siegel verfügen.
Ebenfalls interessant: saubere Rechenzentren
Weit über 2 Milliarden Menschen halten sich weltweit regelmässig im Netz auf und es werden täglich mehr. Damit User ständig auf ihre Daten zugreifen können, werden diese mithilfe der Cloud bereitgestellt, dafür sind wiederum sehr grosse Rechenzentren und Kommunikationsnetze notwendig. Diese virtuelle Datenmasse hat im Laufe der letzten Jahre enorme Ausmasse angenommen und produziert dementsprechend einen hohen Strombedarf. Greenpeace ermittelte in einer Studie, wie stark der Energieverbrauch des Internets sich auf die Umwelt auswirkt und berücksichtigte dafür 300 Rechenzentren weltweit. Dabei haben sich sowohl Gewinner als auch Verlierer herauskristallisiert. So haben sich einige Internetfirmen wie Google, Apple oder Salesforce beispielsweise verpflichtet, ihre Rechenzentren nur noch mit erneuerbaren Energien zu betreiben, während andere – allen voran Amazon – diesbezüglich noch nicht einmal ein Statement zur Nachhaltigkeit abgegeben haben. Machbar sei die Etablierung eines „grünen“ Internets aber durchaus, so das Statement von Greenpeace. Die weiteren Gewinner und Verlierer hat inside-it.ch in einem Artikel besprochen.

Abbildung 1: 85956371 – International package delivery concept, global purchases transportation business, cardboard boxes around Earth globe isolated on white background © Cybrain
Abbildung 2: 75045536 – energy wind turbines and sky with clouds © visivasnc
Abbildung 3: 84698860 – Modern interior of server room in datacenter © Alexandr Mitiuc

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