Kontroverse bezüglich Impfdisziplin führt zu Schulausschlüssen in der Schweiz

Aug 5th, 2013 | By | Category: Gesellschaft & Soziales

Um möglichen Epidemien vorzubeugen, bedient sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mittlerweile der Maßnahme des Schulausschlusses und begann damit, ungeimpfte Schüler vom Unterricht an öffentlichen Schulen auszuschließen. Das BAG begründet diesen Schulausschluss mit den Weisungen der zuständigen kantonsärztlichen Dienste und dem Epidemiengesetz. Eine gesetzlich verankerte Impfpflicht gegen Masern gibt es zurzeit in der Schweiz nicht. Sehr wohl gibt es aber entsprechende Impfempfehlungen des BAG.

Der Schulausschluss kollidiert jedoch mit dem von der Verfassung geschützten Recht auf den Grundschulunterricht und schafft somit eine juristische Konfliktsituation. Die zwangsweise Schulbefreiung bezieht sich auf ungeimpfte Schüler und deren Lehrpersonal. Ein Brennpunkt der Ansteckungsgefahr scheint immer wieder der Bereich der Zentralschweiz zu sein, wo die hochgradig ansteckende Krankheit immer wieder ausbricht. Die Impfquote befindet sich hier jedoch signifikant unterhalb des 95%-Levels. Diese Tatsache führte in der Vergangenheit bereits zu wiederholten Rügen und Warnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Ob sich Schulausschlüsse zur Verbesserung der Impfdisziplin eignen, wird die Zukunft zeigen.

Meldepflicht ja, Impfpflicht nein

In der Schweiz gibt es bereits seit März 1999 eine Meldepflicht für Masern (Meldeverordnung, SR 818.141.1). Eine sogenannte Impfpflicht geht damit aber nicht einher. Die Immunisierung durch den Kombinationsimpfstoff MMR oder MMRV bewirkt bei 95 Prozent der geimpften Personen eine Immunisierung gegen Masern, Mumps und Röteln (bei MMRV zusätzlich: Windpocken). Sinkt die Quote geimpfter Menschen unter die 95%-Marke, kann dies zu sporadischen Epidemien führen. Für bedenklich hält die WHO daher die Impfrate in der Schweiz, welche im Jahr 2006 bei lediglich 86 Prozent für die Erstimpfung und nur 70 Prozent für die ebenfalls wichtige Zweitimpfung betrug.

Die Ansteckungsquelle ist dabei sekundär. In einem hochmobilen Zeitalter. Klassenfahrten, Jugendreisen oder Schulausflüge sowie Familienurlaube sind nicht zu verhindern. Trotzdem: Der infizierte Heimkehrer überträgt ungewollt die Viren an ungeimpfte Menschen und neue Infektionsherde entstehen somit. Auch andere Regionen Europas und der Welt haben zu niedrige Durchimpfungsraten und sehen sich mit gelegentlichen Epidemien konfrontiert. Auch kennen andere Regionen nicht zwingend Meldepflichten und längst nicht überall kann eine große Epidemie durch Quarantänemaßnahmen verhindert werden.

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