Kastenstandverbot als Chance für die Schweizer Landwirtschaft

Aug 2nd, 2013 | By | Category: Politik

In der Europäischen Union gibt es Bestrebungen, ein generelles Verbot für den Kastenstand sowie für Abferkelkäfige zu erlassen. Verabschiedet wurde bereits eine Richtlinie, welche die Dauer, in der Sauen nach der Besamung in derartigen Einzelkäfigen gehalten werden dürfen, auf nur noch einen Monat begrenzt. Diese Entwicklung ist für die Landwirtschaft in der Schweiz und insbesondere für die Schweinezüchter hierzulande eine große Chance. Denn den Schweinezüchtern fehlt es an der entsprechenden Genetik für Tiere in freier Haltung.

Die Besonderheiten der Genetik der Schweine aus der Schweiz
Die Tiere aus der EU und der Schweiz unterscheiden sich z. B. im Bereich Zytogenetik. Dieser Begriff beschreibt das Erbgut. Da in der Schweiz schon seit geraumer Zeit das Kastenstandverbot gilt, legten die Züchter hierzulande bei den Sauen verstärkt Wert darauf, dass die Tiere gute Muttereigenschaften und starke Fundamente haben. Dadurch können die Sauen frei abferkeln (also ihren Nachwuchs zur Welt bringen) und sich sicher in den Ferkelbuchten bewegen. In der EU legten die dortigen Züchter keinen Wert auf diese Eigenschaften, denn durch die Kastenstand-Haltung waren diese Merkmale für sie ohne Nutzen. Schon durch die neue Richtlinie hat sich dies allerdings jetzt geändert und kommt das generelle Standverbot, so benötigen die Züchter in der EU praktisch über Nacht neue Tiere mit diesen Merkmalen.

Interesse aus der EU bereits vorhanden

Die Exporte von Sauen aus der sogenannten Edelschwein-Mutterlinie in die EU werden deshalb in Zukunft wohl deutlich zunehmen. Lange interessierten sich die Züchter aus den Nachbarländern überhaupt nicht für diese Tiere. Aufgrund der neuen Richtlinie wurden jüngst 20 Jung-Sauen nach Österreich exportiert. Es war der erste Verkauf von Sauen in die Union seit langer Zeit. Allerdings interessieren sich die Züchter der EU schon seit Längerem für Schweizer Schweine Sperma. In drei Stationen zur künstlichen Befruchtung in Bayern haben beispielsweise acht Eber aus der Schweiz ihre neue Heimat gefunden.

Lizenzgebühren als Problem
Diese Zahlen sollen aber erst der Anfang sein. Die Schweizer Züchter hoffen auf eine enge und stetige Zusammenarbeit mit allen Zuchtverbänden aus der EU. Allerdings gibt es hierbei momentan noch einen Knackpunkt: die Lizenzgebühren. Dabei handelt es sich um Gelder, welche die Landwirte zu entrichten haben, die mit den Tieren aus der Schweiz züchten wollen. In Dänemark und Frankreich sind diese längst akzeptiert. Anders sieht es allerdings in Deutschland und Österreich aus. Die beiden Länder sind allerdings die potenziellen Hauptabnehmer für die Schweizer Sauen. Die hiesigen Züchter wollen hier keine Kompromisse eingehen. Wenn Deutsche und Österreicher mit ihren Tieren züchten wollen, dann müssen sie auch bezahlen, so Ruedi Mani vom Schweizer Züchterverband Suisag. Schließlich habe man viel Geld in die eigene Genetik investieren müsse. Die Suisag habe deshalb auch kein Problem damit, entsprechende Gebühren beispielsweise für die Verwendung der Landrassengenetik aus Frankreich zu bezahlen.

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