Das Ibiza der Schweizer

Mar 29th, 2010 | By | Category: Gesellschaft & Soziales

Im Urlaub wird bekanntlich die Völkerverständigung stark auf die Probe gestellt. Gerade auf einer kosmopolitischen Insel wie Ibiza prallen gänzlich unterschiedliche Lebensansätze, Mentalitäten und kulturelle Eigenheiten schroff aufeinander, da günstige Urlauberhotels keinen nationalen Exklusivitätsanspruch garantieren. So müssen sich unterschiedlichste Völker auf engstem Raum verständigen und tolerieren, was in vielerlei Beziehung wirklich schwer fällt.

Engländer nervt beispielsweise das vor allem bei Deutschen, Österreichern und Schweizern beliebte Belegen der besten Poolliegen per Handtuch in den frühen Morgenstunden. Die Engländer selbst sind bei den Deutschsprachigen durch ihren übermäßigen Alkoholkonsum wenig beliebt und alle Zusammen stören sich an der Lautstärke der Italiener. Die Entwicklung ist die, dass die einzelnen Nationalitäten auf Ibiza ihre Präferenzen für bestimmte Urlaubsorte entwickelt haben und sich so aus dem Weg gehen können. Schweizer zieht es dabei vor allem zusammen mit Deutschen, Niederländern und Österreichern in den Westen der Insel, ins Umland von Santa Eularia im Osten sowie auch an die touristischen Zentren nahe Ibiza-Stadt. Die Masse der Briten hingegen konzentriert sich im nördlich gelegenen San Antonio, dass als Ballermann der Engländer bis in die britische Heimat einen berüchtigten Ruf genießt.

Die Mehrheit der Schweizer Gäste gehört zu einer Klientel auf Ibiza die klein ist, aber von vielen einheimischen Geschäftsleuten als äußerst fein empfunden wird. Die Insel ist seit Jahren kein Billigreiseziel mehr. Das mussten vor allem die durch den Euro geschröpften Deutschen enttäuscht feststellen, die gerne günstig Urlaub machen. Nach offiziellen Zahlen den Spanischen Statistikbehörden sind seit dem Jahr 2000 sage und schreibe 46% weniger Deutsche gereist. Vor allem die deutschen Gäste der günstigeren Hotels zogen seit dem Jahr 2000 billigere Reiseziele wie die Türkei oder Ägypten Ibiza vor. Die Zahl der Schweizer Touristen hingegen ist seit Jahren stabil.

Die Schweizer, die sich Ibiza leisten, sind in der Regel keine Gäste besagter Bettenburgen. Statistisch gesehen buchen sie gerne Hotels ab 4 Sterne aufwärts, Fincas, Ferienhäuser und Ferienapartments und spielen daher in einer ganz anderen Liga. Sie gönnen sich beispielsweise überdurchschnittlich oft einen Mietwagen und gehen abends auswärts essen, anstatt selbst zu kochen oder die Küche des Luxushotels zu nutzen.

Neben den rund 600.000 Briten und rund 200.000 Deutschen bilden die Schweizer im gesamten touristischen Spektrum Ibizas mit rund 20.000 Gästen pro Jahr eine verschwindend kleine Minderheit. Dies gilt jedoch nicht für das Luxussegment. Hier sind sie überdurchschnittlich oft anzutreffen. Die Verständigung in dieser internationalen Klientel funktioniert hervorragend. In edlen Strandbars wie dem Jockey Club am Salinas Strand oder den VIP Bereichen der weltbekannten Clubs wie z.B. “Pacha”, treffen sich vor allem wohlhabende Spanier, Franzosen, Deutsche, Amerikaner, Briten und Schweizer. Sie machen gemeinsam die Nacht zum Tag, feiern miteinander und genießen die Internationalität. Es gibt selten ein böses Wort über andere Nationalitäten. Die Schweizer, die zumeist mehrsprachig sind, fühlen sich hier besonders wohl.

Andererseits genießen viele Gäste auf Ibiza auch das sommerliche Inselleben außerhalb der Nachtclubs und Szene Lokationen. Die herrliche Landschaft gerade im Inselnorden zieht viele Wanderer und Naturliebhaber in ihren Bann. Die Steilküsten, Pinienwälder und Olivenhaine bieten herrliche Ausblicke und lassen Ibiza von einer ganz anderen Seite erscheinen. Gerade im Kontakt mit den Schweizer Gästen beobachtet man den Wunsch diese andere Seite der Insel zu erleben. In diesem Bereich gibt es seit einigen Jahren ein gutes Angebot geführter Touren. Aber auch auf eigene Faust lässt sich die Insel mit einem Mietwagen gut erkunden.

Weitere Informationen:

www.e-ibiza.de -Sehr gute Ibiza Informationen für deutschsprachige Urlauber
www.spain.info – Spanisches Touristikbüro
Übersetzungen spanisch

Gastbeitrag von Jochen Boruschek, Ibiza Experte und Autor vieler Artikel zum Thema.

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One comment
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  1. Es ist in der Tat so, dass Ibiza sich zu einer Massentourismus Insel verwandelt hat. Wo es vor “All Inclusive” Angeboten nur so wimmelt, darunter leidet selbstverständlich die Qualität. Ich persönlich finde sehr wichtig, dass Ibiza sich bemüht diese schlechte Image von Massentourismus hinter sich zu lassen und dass die lokale Regierung sich endlich mal mit dem problematischen und willkürlichen Hotelbaugenehminungen der letzten Jahrzehnten auseinadersetzt. Zukünftig sollen aus 2 Hotels nur noch eines werden und somit wird die Qualität wieder höher. Das soll u.a. dazu beitragen, dass Ibiza weniger prollig wird. Gut so.