Immer mehr deutsche Ärzte zieht es in die Schweiz

Oct 3rd, 2011 | By | Category: Gesellschaft & Soziales

Die Schweiz ist für Deutsche eines der beliebtesten Auswanderungsländer. Rund 20.000 Deutsche zieht es jedes Jahr in die Alpenrepublik, darunter auch immer mehr Mediziner. Mittlerweile arbeiten schon knapp 3000 deutsche Ärzte sowohl in Schweizer Spitälern als auch in kleineren Praxen. Deutsche Staatsangehörige machen damit bereits rund 10 Prozent der gesamten Ärztebelegschaft in der Schweiz aus.

Die Hauptgründe für den Umzug vieler Mediziner ins Nachbarland ist dabei die Kombination aus besseren Arbeitsbedingungen und einer höheren Entlohnung. Zwar sind die Lebenshaltungskosten in der Schweiz deutlich höher als in Deutschland, aber es bleibt trotzdem noch einiges mehr im Portemonnaie am Ende des Monats übrig – auch durch die erheblich niedrigeren Steuern. Und die Stärke des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro trägt außerdem dazu bei, dass bei Heimatbesuchen in Deutschland vergleichsweise günstig eingekauft werden kann.

Nicht weniger bedeutsam sind aber auch die besseren Arbeitsbedingungen. Gerade junge Klinikärzte müssen in Deutschland oft bis zu 80 Stunden pro Woche arbeiten, mehrere 24-Stunden-Schichten inklusive. Da fallen die Schweizer Wochenarbeitszeiten mit ca. 50 Stunden deutlich humaner aus. Kein Wunder also, dass es gerade viele junge deutsche Assistenzärzte an die Schweizer Kliniken zieht. Und diese werben auch verstärkt für Ärzte aus Deutschland. So sind z.B. bei der medizinischen Jobbörse Medi-Jobs, die vorwiegend deutsches Ärztepersonal anspricht, über hundert freie Arztstellen in der Schweiz ausgeschrieben.

Grund für diese verstärkte Werbung ist auch, dass die Schweiz selbst zu wenig Ärzte ausbildet und Ihren Bedarf aus dem Ausland decken muss. Da bietet sich natürlich gerade für die deutschsprachige Schweiz der große nördliche Nachbar für die Besetzung von Arztstellen an. Denn deutsche Mediziner sind gut ausgebildet, und es existiert keine Sprachbarriere. Schon nach kurzer Zeit hat man sich als Deutscher an den jeweiligen Schweizer Dialekt gewöhnt.

Für Deutschland, das immer öfter den Ärztemangel auf dem Lande und bei Assistenzärzten in Kliniken beklagt, ergibt sich also mit der Medizinerflucht in die Schweiz ein Dilemma, da immer mehr teuer ausgebildete Spezialisten das Land verlassen. Wenn Deutschland mit der Schweiz mithalten will, dann sollten insbesondere die Arbeitszeiten in den Kliniken neu geregelt werden. Dies wäre sowohl für Ärzte als auch für die Patienten von Vorteil. Denn wer will sich schon von einem übermüdeten Arzt behandeln lassen.

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